– sagt Herr Bartosz Klinowski, der Vorstandsvorsitzende von Seco/Warwick Europe Sp. z o.o.
Rz: Heute ist Ihr Unternehmen auf mehreren Kontinenten tätig, angeblich hat alles in einem… Pferdestall begonnen.
Bartosz Klinowski: Obwohl das Unternehmen seine Tätigkeit im Jahre 1991 aufgenommen hat, ist die Geschichte der Firma von früherer Herkunft. Im Jahre 1989 gründeten die Herren Andrzej Zawistowski und Janusz Gudaczewski in nahe gelegenen Wilkowo ein Werk Trans-Vac, in dem Transformatoren gebaut wurden. Es befand sich in einem ehemaligen Stall, das mit eigenen Kräften auf die „industriellen“ Bedürfnisse angepasst wurde. Die Männer befassten sich u. a. mit Transformatoren, haben aber auch einen Vakuumofen gebaut. Dieser wurde an der Posener Messe in einem Katalog präsentiert, der zufällig in die Hände von Herrn Janusz Kowalewski, dem Mitarbeiter von Seco/Warwick in den USA in Meadville fiel. Der Präsident Jeff Boswell bat ihn, für die Firma einen geeigneten Partner in den Länder der Mittel- und Osteuropa zu finden, die gerade ihre wirtschaftliche Unabhängigkeit wieder erobert haben. Die Herren Andrzej Zawistowski, Witold Klinowski und Janusz Gudaczewski haben alles für den Empfang vorbereitet, um die Gäste vom Ausland willkommen zu heißen. Diese waren beeindruckt von der Tatsache, dass in solchen spartanischen Bedingungen in einem Stall ein so guter Ofer gebaut werden konnte. Sie haben uns ein Vorschlag der Zusammenarbeit vorgestellt. Im Jahre 1991 wurde ein Unternehmen Joint Venture mit Trans-Vac: Seco/Warwick Ltd. gegründet. Nach Jahren des dynamischen Wachstums übernahmen dann die Polen im Jahre 2005 die Anteile von den Amerikanern in der Höhe von 50 % und heute sind wir ein direkter Investor in den USA.
Und was ist heute aus der Produktion „im Stall” entstanden?
Wir schaffen, das heißt entwickeln und produzieren Lösungen für die Wärmebehandlung von Metallen, nämlich Ofen für die hochentwickelte Industriefertigung. Jedes Metall erfordert andere Technologie aufgrund seinen verschiedenen Eigenschaften. Und wir haben diese Technologie. Wir fertigen auch Ausrüstung für Löten von Wärmetauscher, Vakuummetallurgie sowie Atmosphärenofen.
Das klingt sehr ernst. Welche Produkte werden in Ihren Öfen hergestellt?
Ein Ofen ist vielleicht nicht der beste Begriff, weil er die ganze dahinter steckende hochentwickelte Technologie nicht richtig darstellt. Nehmen wir zum Beispiel die Flugzeuge, wo die ganze Bespannung aus Aluminium gefertigt wird. Wir haben eine große, präzise, automatisierte Anlage geschaffen, die in der Lage ist, die ausreichend großen Segmente aus Aluminium zu bearbeiten. Dank unseren Lösungen entstehen auch die Füße (Beine) für Flugzeugräder, Raketen oder Bomben in der Rüstungsindustrie, Wärmetauscher für Fahrzeuge.
Sie arbeiten mit den wichtigsten Riesen in der Welt zusammen und gründen Zentren, die an die NASA-Zentren erinnern. Sind Sie stolz darauf?
Zu unseren Partner gehören die gut bekannten Automobil- und Flugzeugmarken, solche wie Rolls-Royce, Volkswagen, Toyota, Seat, Bosch, Denso und viele andere. Jetzt bereiten für unseren französischen Partner eine Lösung vor, bestehend aus einem Ofen und einer erweiterten Leitstelle, die in der Tat mit allen ihren Verhältnissen fast eine kosmische Erscheinung erreicht. Wir arbeiten auch mit Kunden in der medizinischen Industrie zusammen, weil unsere Öfen für die Herstellung von medizinischen Instrumenten verwendet werden. Die olympischen Spiele hätten auch ohne uns nicht stattfinden können, weil die die olympischen Medaillen herstellende Münzstätte die Lösung von Seco/Warwick gekauft hat.
Sie sind ein innovatives Unternehmen?
Wir haben insgesamt 30 Patente in vielen Ländern, vor allem kümmern wir uns aber um die Patentierung in den USA. Vor kurzem haben wir von Microsoft eine Entwicklerlösung unter dem Namen Holo-Lens gekauft. Wir wollen die virtuelle Welt in die Schwerindustrie einführen und so entwickelten wir Seco/Lens. Dank dieser modernen Ausrüstung werden wir in der Lage sein, die Kosten von Produktion und Service zu reduzieren, die Diagnostik-, Forschungs- und Entwicklungsprozesse zu beschleunigen und zu erleichtern sowie die Unabhängigkeit und Mobilität der Lösungen anzubieten. Der Techniker von Kundendienst unserer Öfen kann dann diese aus der Ferne überwachen oder reparieren; das gleiche gilt auch für ein Teil des Produktionsprozesses. Das machen noch keine großen Konzerne. Jeder dachte, solche Brillen sind nur für die Computerspiele oder Medizin vorgesehen. Und tatsächlich, außerhalb der USA werden sie von wenigen Institutionen oder Firmen, wie zum Beispiel NASA oder Volvo eingesetzt. Wir arbeiten schon seit fünf Jahren an einem Ofen für die Erzeugung von Graphen.
Ihr seid schon mit „Export Eagle“ von der Tageszeitung „Rzeczpospolita“ für den besten Exporteur ausgezeichnet, indem Sie im Jahr 2014 die Einnahmen aus dem Auslandverkauf von 415 Mio. PLN erreicht haben. Steht die weitere Expansion auf dem Plan?
Obwohl Europa unser Hauptmarkt ist und gibt uns fast 45 % von unserem Umsatz, wollen wir um die Kunden in Südkorea oder auch an den Zukunftsmärken wie Vietnam, Indonesien, Kambodscha kämpfen. Diese sich stark entwickelnden asiatischen Länder haben immer mehr Geld für Investitionen. Wir sind eine anerkannte Marke in der Welt, wir zählen auf Kunden aus den weit entfernten Ecken der Welt.
Es wird viel über Eure Lösung UniCase Master gesprochen. Was ist das?
Diese bahnbrechende Einrichtung erlaubt die Produktionskosten von vielen Komponenten und Baugruppen deutlich zu reduzieren. Bisher entstanden bei der Wärmebehandlung Elemente von verschiedenen Eigenschaften. Dank UCM werden wir diese vereinheitlichen, was erlaubt, die Kosten in der nächsten Produktionsphase – als in der mechanischen Bearbeitung – zu senken. Diese Lösung wurde im letzten Jahr patentiert und wir haben uns entschlossen, diese mit einem anderen Teil unseres Angebotes zu verknüpfen, das heißt mit professionellen Wartungsdiensten.
Diese speilen in Ihren Aktivitäten wohl eine große Rolle…
Wir haben bis jetzt ca. 3500 Anlagen hergestellt, die in 70 Ländern im Einsatz sind. Diese erfordern Wartung und Instandhaltung, was wir auch bis heute getan haben. Aber dank der Übernahmen, der neuen Lösungen, wie die Seco/Lens, Eröffnung von Verkaufs- und Servicebüros in Deutschland und Frankreich können wir jetzt neue Kunden gewinnen, indem wir eine breite Palette von Dienstleistungen für maßgeschneiderte Anlagen und After-Sale-Service anbieten werden. Deshalb haben wir eine Firma Seco/Warwick Services etabliert.
Arbeiten Sie auch mit polnischen Universitäten zusammen?
Wenn nicht die Technische Universität Lodz, hätten wir die Prozesse von Vakuum-Aufkohlen nicht beherrschen können. Wenn nicht der Institut für Technologie der Elektronischen Materialien (ITME), hätten wir die Lösung für Erzeugung von Graphen nicht erreicht und dank der Technischen Hochschule in Posen sind wir Experten von Nitrieren geworden. Es gibt kein Geschäft ohne Wissenschaft und keine Wissenschaft ohne Geschäft, wir arbeiten mit vielen Zentren zusammen, wo ihre Arbeit die besten Absolventen starten. Aber wir versuchen auch, sich um die lokalen Bedürfnisse zu kümmern. Świebodzin, wo sich unser Hauptwerk und Sitz befindet, ist eine kleine Stadt. Wir haben spezielle Programme für Oberschulen geschaffen, damit die qualifizierten Mitarbeitern hier bleiben.